Zwei Bodensupplierungen – AHS Klostergasse Wien


Gelegen an zwei zentralen gemeinschaftlichen Orten im Schulgebäude, funktionieren die beiden künstlerischen Interventionen von Ralo Mayer als räumlich-zeitliche Klammer für die AHS Klostergasse: sie verbinden Renovierung und Neubau, Geschichte(n) und Zukünfte, Repräsentation und Spiel. Ausgangspunkt war neben Aspekten von Zeitlichkeit und Veränderung auch der Wunsch der Schulgemeinschaft, etwas Bestehendes in das neu sanierte Schulgebäude mitzunehmen. Für die Intervention in der Aula wird der im Zuge des Umbaus abgebrochene Boden für den neuen Terrazzobelag wiederverwendet. Erst über die Entzifferung der geometrisch angeordneten Symbole als Buchstaben werden die Worte ÜBERGESTERN und VORMORGEN erkennbar – ein spielerischer Kommentar zur augenfälligen Geschichtlichkeit der Aula. Am Spielfeld im Schulhof wird der Sportbelag blau eingefärbt. Auch hier erscheinen die ausgeführten Buchstaben zunächst als geometrische Formen, beim Blick von oben – aus den auf den Schulhof gerichteten Fenstern – werden die Worte VERLERNEN LERNEN lesbar. Für Ralo Mayer ist eine zukunftsgewandte Schule nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch des Anpassens und Revidierens von Wissen, um gesellschaftliche Veränderungen zu ermöglichen und zu reflektieren. Die Offenheit seiner Begriffe fordert mit bemerkenswerter Leichtigkeit individuelle Reflexionsprozesse heraus und zeichnet Schule als einen Ort der reflektierten Bildung und Entwicklung aus, gleichzeitig fügen sich die Interventionen nicht zuletzt durch die Wiederverwendung alter Bausubstanz wie selbstverständlich in die Architektur ein.