Wettbewerb Ballsportgymnasium Viola Park


Den geladenen Wettbewerb für ein Kunstprojekt am Ballsportgymnasium Viola Park in Wien konnte am 15. März 2024 Miriam Bajtala für sich entscheiden.

Die Jury begründete die Entscheidung wie folgt:
„Miriam Bajtala ist eine Verbindung zwischen Sport und Kunst geglückt, indem sie, von ihrer eigenen Biografie als Leistungssportlerin ausgehend, der Vorstellung von Leistung nicht messbare Qualitäten im Sport gegenüberstellt. Mit großer Präzision und überzeugendem Einsatz der ästhetischen Mittel entwickelt sie ein ineinandergreifendes visuelles und sprachliches Narrativ, das dem Anspruch des Ballsportgymnasiums entspricht, den Schüler*innen über deren sportliche Karriere hinaus Werte auf ihren Lebensweg mitzugeben. Der Entwurf erlaubt den Schüler*innen unterschiedliche – niederschwellige, poetische wie auch intellektuelle – Zugänge: Im Mittelpunkt der mehrteiligen Arbeit steht der Pokal als ultimative Trophäe und Leistungsfetisch, der dekonstruiert und in seine Einzelteile zerlegt eine starke, sich selbst erklärende Bildsprache transportiert. Der Schwarm aus Pokalsockeln an der Untersicht im äußeren Eingangsbereich empfängt die Schüler*innen und schafft ein identitätsstiftendes Bild für die Schulgemeinschaft. Der Podcast stellt als diskursives Format eine intelligente Ergänzung dazu dar.“

Erster Preis (für mögliche, nicht messbare Qualitäten)


Ausgehend von ihrer persönlichen Sport- und Wettkampfgeschichte werden für das bereits 2011 initiierte fortlaufende Projekt über 20 eigene Pokale der Künstlerin umgewidmet und in das System Kunst integriert. Elf dieser Preise sind nach wie vor offen und bilden den Erzählhintergrund der vorgeschlagenen dreiteiligen Intervention: Diese besteht zum einen aus hunderten Pokalsockeln aus Marmor, die als minimalistisches skulpturales Element kopfüber an der Untersicht im Eingangsbereich installiert werden, zum anderen aus einem Triptychon aus Fotodrucken auf Glas in der Aula, die in Einzelteile zerlegte Pokale zeigen. Daneben listet ein Wandtext elf Preise für mögliche, nicht messbare Qualitäten auf – diese thematisieren Werte, die nicht an Leistung orientiert sind. Als dritter Teil der Arbeit wird ein Podcast mit Interviews von Schüler*innen, ehemaligen Spitzensportler*innen und Expert*innen zu persönlichen Erfahrungen mit Wettbewerben und den utopischen Potenzialen von Preisen und Anerkennungen erarbeitet, der via QR-Code an der Glasfassade des Schulgebäudes abrufbar ist.

Ballsport


Die vorgeschlagene Wandarbeit im Eingangsfoyer entwickelte sich aus der Idee, ein Farbkonzept für die Decken im Innenbereich zu erarbeiten, und leitet sich von den in der Architektur dafür verwendeten Holzwollpaneelen ab, die auch zur Umsetzung des Kunstwerks benutzt werden. Die so entwickelte Farbkomposition bildet eine Raster, das in der Wiederholung ein Muster ergibt. Zweites Element der Arbeit ist eine Skulptur mit dem Titel „Snowballs“ am Vorplatz der Schule: Für diese werden sechs Stahlkugeln in einer Art Balanceakt bis zu einer Höhe von über drei Metern aufeinandergestapelt. Der Titel verweist auf eine Aktion des US-amerikanischen Künstlers David Hammons, der Entwurf thematisiert den Akt des Spiels und die Unmittelbarkeit im Tun.

Aim & Pinch


Ausgehend von machtvollen Tierdarstellungen aus Stein oder Bronze, wie sie von repräsentativen Gebäuden bekannt sind, identifizierten die Künstlerinnen ähnlich identitätsstiftende, kraftvolle Tiergestalten in der Sportwelt: die Maskottchen, die sich jedoch in ihrer flauschigen und humorvollen Darstellung von den klassischen Statuen unterscheiden. Für die vorgeschlagene Arbeit werden diese überraschend ähnlichen Konzepte zu zwei konkreten Maskottchen für den Eingangsbereich der Schule, einem Panther namens Pinch und einem Adler namens Aim, kombiniert. Die Figuren werden wie klassische Skulpturen in Bronze, aber in der Ästhetik von Maskottchen aus der Sportwelt hergestellt und tragen die Attribute unterschiedlicher Sportarten – es entstehen humorvolle kollektive Identitätsfiguren für die Schulgemeinschaft.

S.W.E.A.T. (Science with Exercise in Artistic Transformation)


Ausgehend von der Bedeutung von Schweiß seit der griechischen Antike strebt das vorgeschlagene Citizen Science Projekt die Herstellung von biologisch abbaubarem Plastik mittels aus Schweiß gewonnener Milchsäure an – dies soll als Kollaboration zwischen den Schüler*innen und Wissenschaftler*innen der BOKU im Rahmen eines mehrjährigen Projekts erfolgen. Zur Schweißgewinnung wird ein neuartiges patentiertes Trainingsgerät an den Sportstätten eingesetzt. Gleichzeitig sollen die Schüler*innen durch Open Source Science Workshops in die Wissensproduktion miteinbezogen werden. Das aus diesem Prozess gewonnene Plastik wird zum Bau einer kinetischen Skulptur für das Atrium verwendet. Der gesamte künstlerische und wissenschaftliche Prozess wird filmisch dokumentiert und als Videoinstallation im Eingangsbereich des Schulgebäudes erfahrbar.

Es war einmal ein Geduldspiel…


Entwurf und Titel der vorgeschlagenen Wandarbeit für das Foyer beziehen sich auf eine Kurzgeschichte von Franz Kafka. Ausgehend von einem malerischen Entwurf wurde eine Illustration dazu entwickelt. Diese zeigt eine vermenschlichte Kugel, die sich nicht rollend, sondern auf zwei Beinen über eine perspektivisch verzerrte Fläche mit vertieften Wegbahnen, dem Spielfeld eines Geduldsspiels nachempfunden, bewegt. Die als Keramikrelief umgesetzte Arbeit soll, genau wie Kafkas Kurzgeschichte, einen Denkanstoß bilden, zum Lesen und Betrachten animieren und so die Verbindung zwischen Sport und geistiger Auseinandersetzung mit Literatur schaffen.

TURN


Die vorgeschlagene Arbeit bezieht sich auf den Begriff des Spiels als Verbindung zwischen Sport und Kunst und schlägt eine großformatige Zeichnung vor, die sich durch den Raum bewegt. Der Entwurf ist zweiteilig: An der zentralen Wand im Foyer sind Darstellungen von Bewegung an sich, Sport und kindlichem Spiel als eine Art Bewegungsalphabet in abstrakter Zeichensprache auf Emaillepaneelen installiert. Davon ausgehend entwickelt sich eine große, abstrakte, dynamische Zeichnung und bewegt sich auf Deckenflächen und Balustraden durch die gesamte Architektur des Atriums. Das sehr dunkle Blau dieser Sprühzeichnung soll einen bewussten Kontrast zur Farbgebung der Architektur bilden und eine intuitive Orientierung im Raum schaffen.