Wettbewerbsergebnis AHS Klostergasse Wien


Kürzlich wurde der künstlerische Wettbewerb für ein BIG ART-Projekt an der AHS Klostergasse in Wien entschieden. Insgesamt waren sechs Künstler*innen bzw. -teams eingeladen, Entwürfe für Interventionen an der Schule in Wien Währing, die in den nächsten Jahren umfassend saniert und erweitert wird, zu entwickeln. Aus den Einreichungen konnte sich die Arbeit Zwei Bodensupplierungen von Ralo Mayer als Siegerprojekt behaupten. 

Ralo Mayer schlägt die Ergänzung zweier zentraler Böden im Schulgebäude (Aulafoyer und Spielfeld im Schulhof) vor:
Für den neuen Boden in der Aula entsteht aus dem alten, im Zuge des Umbaus abgebrochenen Terrazzoboden in Verbindung mit gefärbtem Zement eine grafische Bodenarbeit, die sich in den neuen Boden einfügt. Erst über die Entzifferung der geometrisch angeordneten Symbole als Buchstaben werden die Worte ÜBERGESTERN und VORMORGEN erkennbar; es entsteht ein spielerischer Kommentar zur Aula und ihrer augenscheinlichen Geschichtlichkeit – beide Begriffe sind Umschreibungen für das Heute und die Gegenwart.
Im Schulhof wird der EPDM-Belag des Spielfelds blau eingefärbt. Auch hier erscheinen die Buchstaben zunächst als geometrische Figuren; nur aus der Ferne (beispielsweise beim Blick aus den zum Schulhof orientierten Fenstern) werden die Worte VERLERNEN LERNEN erkennbar. Auch damit bezieht sich der Künstler auf die Zeitlichkeit von Schule und die unweigerliche Veränderung von Wissen, Lehre und unseres Verständnisses der Welt – eine zukunftsgewandte Schule ist nicht nur ein Ort des Lernens von Vergangenem, sondern auch der Möglichkeit, Wissen anzupassen, zu revidieren und damit gesellschaftliche Veränderungen zu ermöglichen.

Gelegen an zwei zentralen und gleichzeitig sehr unterschiedlichen gemeinschaftlichen Orten, funktionieren die beiden „supplierten“ Böden als räumlich-zeitliche Klammer der Schule: zwischen Renovierung und Neubau, Geschichte(n) und Zukünften, Repräsentation und Spiel. Mayer bringt durch diese gezielten, aber subtilen Eingriffe Leichtigkeit und Heiterkeit in die Schule und transportiert zugleich Aspekte von Zeitlichkeit und Veränderung mit. Seine Textarbeiten sind nicht auf schneller Lesbarkeit ausgelegt, erschließen sich nicht auf den ersten Blick und lassen so Raum für eigene Gedanken. Darüber hinaus trägt das Projekt durch die Wiederverwendung des alten Bodens und präzise, gezielte Eingriffe einem Nachhaltigkeitsgedanken Rechnung.