Wettbewerb Universität für Bodenkultur Wien


Den Wettbewerb für ein permanentes Kunstprojekt am Campus Türkenschanze der Universität für Bodenkultur Wien konnte am 03. März 2023 der Künstler Edgar Honetschläger für sich entscheiden.

Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt:
„Für den WALK OF INSECTS werden dreizehn Granitplatten auf dem Vorplatz des Wilhelm-Exner-Hauses eingelassen. In jeden Stein ist das Abbild einer Insektenart mit einem Text eingraviert. Es ist ein künstlerisches ‚Insektenmanifest‘, bestehend aus dreizehn Forderungen, die gemeinsam mit einer Entomologin formuliert wurden. Gleichzeitig soll ein Grundstück im ländlichen Raum zur Schaffung einer ‚Non Human Zone‘ angekauft werden. Der von Edgar Honetschläger im Verbund mit Biolog*innen, Ökonom*innen, Ökolog*innen, Landwirt*innen, Rechtsanwält*innen, Kunsthistoriker*innen und Notar*innen gegründete gemeinnützige Verein Go Bugs Go setzt sich für die Erhaltung von Lebensraum für Insekten ein.
Mit dem WALK OF INSECTS verweist Edgar Honetschläger auf den vom Menschen verursachten drastischen Insektenschwund und stellt die Frage nach dem gesellschaftlichen Umgang mit der Natur in das Zentrum eines künstlerischen Manifests und einer kollaborativen Praxis. Der Künstler verbindet künstlerische Forschung mit Umweltaktivismus und zielt auf Kernfragen der BOKU als Life Sciences-Universität, die sich durch ihre ganzheitliche Herangehensweise in Forschung und Lehre auszeichnet. Mit der Kombination aus Bild-Textsprache und einer menschenfreien Zone entwickelt er ein starkes Statement wie einen progressiven Ansatz, synergetisch zu den Maximen einer Universität, die nach Lösungen für gesellschaftliche Fragen und eine nachhaltige Zukunft sucht.“


Siegerprojekt: WALK OF INSECTS


Für den WALK OF INSECTS wurde gemeinsam mit einer Entomologin ein „Insektenmanifest“, bestehend aus 13 Forderungen zum Schutz dieser Lebewesen, erarbeitet. Diese werden in Form von 13 Granitplatten, die auch Portraits verschiedener Insektenarten zeigen, auf dem Vorplatz des Wilhelm-Exner-Hauses installiert. Auch bei der Umsetzung wird großer Wert auf Klimaneutralität und geringstmöglichen Ressourcenverbrauch sowie Integration der Arbeit in bereits versiegelte Flächen gelegt. Gleichzeitig wird als integraler Bestandteil des Projekts ein Grundstück in einer ländlichen Gegend angekauft, das in eine menschenfreie Zone („Non Human Zone“) zum Schutz der Natur verwandelt wird. Eine Tafel auf dem Vorplatz des Wilhelm-Exner-Hauses verweist auf diesen Teil der Arbeit.

Crater X


Faivovich & Goldberg beschäftigen sich seit 2006 mit dem Campo del Cielo, einer Region im Norden Argentiniens, die vor 4.000 Jahren Schauplatz eines Meteoritenschauers war. Der dort befindliche „Crater 10“, der seit den 1960er Jahren intensiv beforscht wird, bildet den Ausgangspunkt für das vorgeschlagene Land Art Projekt, eine Rekonstruktion des Kraters im Maßstab 1:2 im Versuchsgarten der BOKU. Die topografischen Schichtungen werden als Landschaftsgestaltung in Form von Sitzstufen sichtbar gemacht, ein Lichtstrahl in einem Plexiglasrohr zeichnet die Flugbahn des Meteoriten nach. Crater X soll so einerseits die wissenschaftliche Aufarbeitung des Meteoriteneinschlags in Campo Cielo visuell und räumlich nachvollziehbar machen, aber vor allem auch Treffpunkt für die Studierenden der BOKU sein, ein Ort wo Ideen diskutiert und Lehrveranstaltungen abgehalten werden können.

BOKU-Scope


Das Projekt schlägt eine visuelle Vorrichtung vor, die Einblicke in die breit gefächerten Forschungsgebiete und Themenfelder der BOKU geben und als niederschwelliges interaktives Kommunikationstool dienen soll, mit dem auch Menschen außerhalb der Universität erreicht werden; auch Verborgenes, mikroskopisch Kleines kann hier vergrößert im Außenraum sichtbar und allen zugänglich gemacht werden. Die Arbeit besteht aus mehreren unterschiedlichen Okularen, die auf einer leicht erhöhten Grünfläche am Campus installiert werden, und augenscheinlich einen Blick in den Erdboden gewähren. Auf Monitoren können wechselnde Videos, Fotos, Animationen und Grafiken abgespielt werden. Die Auswahl des Materials erfolgt primär durch die Künstlerin selbst und nach künstlerisch-ästhetischen Aspekten in Kooperation mit der Universität.

162 steps


Als Ort für die Intervention wurde das Stiegenhaus des Ilse-Wallentin-Hauses gewählt. Dieses wird in seiner Gesamtheit vom Erd- bis zum Dachgeschoss miteinbezogen, wobei die Decken- und teilweise auch Wandflächen bearbeitet werden. Die Arbeit soll schrittweise neue Perspektiven entwickeln und auf die Geschichte der BOKU reflektieren – so sollen im Gehen historische Bilder erfahren werden, die aber gleichzeitig eine für die Zukunft relevante Geschichte erzählen. Dazu wurden relevante (aber großteils unbekannte) Bilder recherchiert und kaleidoskopartig collagiert. Die leuchtend farbigen Bilder sollen auf Aluminiumplatten gedruckt und an Decken bzw. Wänden montiert werden. Die Motive bearbeiten in vier Erzählsträngen die Themen Commons, gesellschaftspolitische Dystopien, Natur, Tod und (Über-)Leben.

from dirt grows the flowers


Ausgangspunkt des Projekts waren Überlegungen zur Auseinandersetzung mit dem Thema der Landschaft an der BOKU. Die vorgeschlagene Installation besteht aus drei über den Campus verteilten Objekten. Diese erscheinen vorerst als schlichte Säulen aus Stampflehm. Mit der Zeit erodiert dieser Lehm langsam, die Säulen werden kleiner und es werden Objekte aus Bronze und Keramik sichtbar, die in ihrem Inneren installiert wurden. Diese Skulpturen formen ihrerseits wieder den verwitternden Lehm, von dem geformte Reste stehenbleiben, es keimen und wachsen Pflanzen und überwuchern die Objekte. Dieser Prozess ist nicht steuerbar, das Resultat ist eine Kombination aus den vorgefertigten Objekten und den stehenbleibenden Lehmstrukturen. Die Arbeit enthält Aspekte der Forschung, der Bestimmtheit, aber auch des Autonomen oder Zufälligen.

Die Kette / The Link


Vorgeschlagen wird die Installation einer Kette in der Aula des Franz-Schwackhöfer-Hauses, die von der Decke beinahe über die gesamte Höhe herabhängen soll. Im Gegensatz zu herkömmlichen Ketten besteht diese nicht aus gleich starken Gliedern, sondern ist vollkommen anders aufgebaut: Die Kettenglieder erfahren je nach Blickrichtung eine Progression oder Reduktion um wenige Prozent. Über die Gesamtlänge von 14 Metern wird die Kette als verschwindendes oder immer größer werdendes Element gesehen, sie scheint quasi unendlich. Während das oberste Glied über einen halben Meter lang ist, ist das unterste mit freiem Auge kaum mehr sichtbar. Auch die Materialität der Kette entwickelt sich über ihre Länge von unterschiedlichen Hölzern im oberen Bereich über Aluminium bis hin zu Silber am unteren Ende.