Wettbewerb Gymnasium Bregenz


Der Künstler Gerold Tagwerker konnte am 22. Juni 2011 den von der BIG geladenen künstlerischen Wettbewerb für das Gymnasiums Bregenz für sich entscheiden.

Die Jury begründete die einstimmige Entscheidung für das Siegerprojekt folgendermaßen:
„Gerold Tagwerkers Projekt mit dem Titel OLIVETTI geht von der architektonischen Gegebenheit der Anlage der Stiegen der Höfe Zwei bis Vier aus und ist als skulpturaler Eingriff in diese Höfe konzipiert. Basierend auf der quadratischen Fläche des Podests der in den Höfen vorhandenen Stiegenanlage und auf deren Stufenhöhe wurde eine modulare Struktur entwickelt, die im Grundriss und in ihrer Erstreckung auf der Bodenfläche als Modul das Maß der Podestfläche für eine im Raster ausgelegte Grundfläche aufnimmt und in der Höhe ihres Reliefs das Maß der Stufenhöhe übernimmt. Aus diesem System entstehen in verschiedenen Spielarten die Skulpturen. Die für die so gut wie nicht begangenen Höfe Eins und Fünf geplanten fixen Skulpturen werden in veränderter Form als mobile Objekte in Zusammenarbeit mit den SchülerInnen gemeinsam mit dem Künstler entwickelt und sind dann in der gesamten Anlage verwendbar.“

Objektelemente


Das Projekt reflektiert die Tatsache, dass Materie Veränderung erfährt. Der Zeitfaktor spielt dabei eine erhebliche Rolle. Das Projekt kommt ohne die Dramatik der plötzlichen großen Veränderung aus. Die Veränderungen haben vielmehr verschiedenen Abstraktionsgrad. Sie können beeinflusst werden und sind zum Teil reversibel. Es ist hilfreich, die vorgeschlagenen „Elemente“ nicht als Objekte zu verstehen, sondern als Träger für Phänomene und Veränderungen – für Prozessuelles – auch wenn in plakativem Sinne das anspringende erklärende AHA-Ereignis in einen langgezogen Zeitraum verdünnt wird.

5 moderne Freilichtspiele für Wissen und Natur


Die Lichthöfe sind einerseits Räume zur freien Nutzung, zur Entspannung und zum Spielen. Anderseits sind sie von oben einsehbar wie Schaukästen. Der Vorschlag nützt diese doppelte Funktion um den NutzerInnen die Wahl zu geben, wie sie mit den Räumen umgehen wollen und präsentiert fünf Situationen, die Menschen in der jüngeren und weiteren Vergangenheit geschaffen haben um Ihre Verhältnisse als Menschen, in einer Gesellschaft, in der Welt, zu erforschen.

ohne Titel


Das Projekt setzt sich mit dem alten und neuen Bestand des Gebäudes auseinander und lässt Assoziationen und Verbindungen knüpfen zum Ort, zur Geschichte, zur Natur und den Tätigkeiten in den umliegenden Unterrichtsräumen (bildnerische Erziehung, technisches Werken und textiles Werken). Die Fliesen verweisen auf den Jugendstil des alten Gebäudes, während sich die Herstellungstechnik der Fliesen auf die römische Zeit bezieht. 

All You Need Is LOVE


Der Projektentwurf besteht aus drei Elementen: LOVE – ein Schriftzug als Bodenintarsie über alle Höfe; Blackboard – eine Schieferwandtafel für den ersten Hof; Petrified Sponge – eine Skulptur im zweiten Hof. In der Gymnasialzeit entstehen oft die ersten Lieben, die, wie so vieles in der Zeit zwischen 10 und 18 Jahren, prägend für das spätere Leben sind: Erziehung, Bildung, das Erleben von Gemeinschaft – sozialem Miteinander, die Lösung von Konflikten, die Bildung von Selbstbewusstsein und Selbstrespekt. „Love“ ist Kosewort, und, mit Beistrich, auch intimer Abschiedsgruß in Briefen oder Emails. LOVE, wird symbolisch zum Gruß der Schule an ihre Schüler, wenn sie sie ins Leben entlässt.

5 Brunnen – die Zeit dazwischen


Die Höfe sind Orte, wo man die Zeit vor, zwischen und nach dem Unterricht verbringen kann. Es sind sozusagen Leerzonen, im Gegensatz zu den Lehrzonen im Inneren. Häfliger: „Das Wasser ist der der verbindende Aspekt in der Überlegung. In der Erinnerung an meine Schweizer Schulzeit liebte ich Plätze und Orte mit Brunnen und bestaune sie bis heute. So hat diese Form von Bauwerk immer eine Zusatzfunktion: nicht nur als Objekt präsent zu sein, sondern auch Wasser zu speichern und so seine Lebendigkeit spür-, hör- und erlebbar zu machen.“

Fenster in die Geschichte eines Ortes


In die Hofwände werden zum Park hin Verbundglasscheiben eingelassen, zwischen denen die unterschiedlichen Wurzelarten dahinter bestehender Bäume schematisch aufgemalt werden. Als ‚Hintergrund’ dient eine Rekonstruktion des gewachsenen Bodens. Die geologischen Besonderheiten des Ortes sowie der auf dem Areal befindliche Römerfriedhof werden ebenfalls gewürdigt. Die malerische Umsetzung in zwei ‚Fenstern’ widmet sich den Funden und den unterschiedlichen Bestattungsriten.