Wettbewerb Lehr- und Bürogebäude Universität Innsbruck


Zeitbogen ist der Titel des Projekts, mit dem Peter Sandbichler am 13. Dezember 2019 den von der BIG geladenen Kunst & Bau-Wettbewerb für das Lehr- und Bürogebäude der Universität Innsbruck für sich entscheiden konnte.

Die Jury begründete die Entscheidung wie folgt:
„Peter Sandbichlers skulpturale Intervention für das zentrale Eingangsportal des Universitätsgebäudes zielt auf die Relation zwischen Sehen und Wahrnehmen, als Grundlage von wissenschaftlichem Denken ab. Für die ca. 120 m² große Fläche des Bogens entwickelt er ein dreidimensionales Ornament aus Grundbausteinen, die in der Wiederholung jeweils nur wenige Parameter variiert werden, sodass das Auge die graduelle Veränderung nachvollziehen kann. Sandbichler bezieht sich damit auf die Theorie des Physikers Douglas R. Hofstadter, der 1985 aufzeigte, dass durch die allmähliche Transformation eines Musters ein zeitliches Moment entsteht.
Die Grundformen des Ornaments sind Pyramiden mit rautenförmigen Grundrissen, die sich entlang des Kreisbogens wie ein Gebirge auffalten. Während die Breite der Pyramide immer konstant bleibt, variieren Höhe und Länge sukzessive und passen sich harmonisch dem Gewölbe an. Das Ornament beginnt an den Rändern in Bodennähe ganz flach und erlangt in Richtung Gewölbe einen immer größeren Querschnitt. Entlang des Kreisbogens entstehen hyperbolische Abfolgen.
Peter Sandbichler wählt für seine Intervention bewusst das zentrale Portal, durch das das Universitätsgebäude betreten wird. Mit einer minimalistischen und zugleich starken plastischen Geste, in der er Geistes- und Naturwissenschaften auf anspruchsvolle Weise zusammenführt, schafft der Bildhauer eine abstrakte Metapher für den Zugang zu Bildung und Wissen, wie für die Komplexität der Wissenschaften und erzeugt gleichzeitig einen physisch erfahrbaren, atmosphärischen Raum. Das aus der Synthese von Mathematik, Kunst, Technik und Philosophie entwickelte Ornament schreibt sich in die Architektur des Gebäudes ein und kennzeichnet in einem holistischen Ansatz die Universität als Ort der Einheit von Forschung und Lehre.“

Siegerprojekt: Zeitbogen


Die bildhauerische Intervention am Haupteingangsportal entwickelt ein Ornament auf Basis von Douglas R. Hofstadters Parquet Deformation. Durch Überschneidung und Rotation von Kreisen entsteht in der Schnittfläche des Bogens ein Muster aus Pyramiden mit einem rautenförmigen Grundriss. Diese falten sich entlang des Kreisbogens wie ein Gebirge auf, wobei die Segmente in Bodennähe flach beginnen und im Zentrum des Bogens immer tiefer werden. Das dreidimensionale Ornament macht aus einem funktionalen Zugangsbereich ein Portal mit starker räumlicher und atmosphärischer Wirkung nach innen und außen.

copy


Unser heutiges Wissen über die Kunst der Antike beruht zu einem großen Teil auf dem mehrfachen Transfer der Form über die Kopie einer Kopie. Für das Projekt werden aus dem Bestand der Innsbrucker Sammlung von Gipsabdrücken antiker Statuen einige Abgüsse ausgewählt, die als noch zu entwickelnde Komposition in Form einer sich nach oben verbreiternden Stele im Atrium des Gebäudes neu arrangiert werden sollen. Als optische vertikale Bezugsachse mit narrativen Elementen soll diese auch einen deutlichen Kontrapunkt zur streng formalen Architektur setzen.

Halbe Welt


Die Welt in ihrer Gesamtheit zu erfassen ist ein alter Menschheitstraum – besonders im Kontext einer Universität. Und doch ist das Studium, die Wissenschaft, besonders aus ihrer privilegierten Position einer europäischen Institution nur die „halbe Welt“. Das Projekt schlägt die Installation einer architektonischen Skulptur auf der Campuswiese vor, die sich schematisch an klassischen Panorama-Inszenierungen orientiert. Über eine Wendeltreppe gelangt man auf eine kreisrunde Plattform, auf der man anstatt auf eine Leinwand auf die Umgebung hinausblickt.

Firmament des universellen Wissens


Am Deckengewölbe des Haupteingangs soll ein Fresko umgesetzt werden, das ein Himmelsgewölbe mit etwa sechzig goldgelben Sternen auf ultramarinblauem Hintergrund darstellt. In seiner Mitte sitzt das Universitätssiegel als verbindendes Element. Alle umliegenden Sterne sind Symbole – erkennbar sind u.a. Atome, Bakterien, Eiskristalle, Emojis, ein schwarze Loch, ein Meteorit und ein Quasiteilchen -, sie beschreiben die Orte und Themen der empirischen Forschung an der Universität Innsbruck. Einer der „Sterne“ führt als QR-Code zu einer Website, auf der in einer Art Enzyklopädie Erläuterungen zu den Symbolen zu finden sind.

Institut für europäische Minderheitssprachen


Vorgeschlagen wird die Gründung eines neuen Instituts für die Universität Innsbruck. Hintergrund ist die Tatsache, dass es bis dato noch kein universitäres Institut für europäische Minderheitssprachen gibt. Als Repräsentation werden exemplarisch fünf Sprachen ausgewählt, deren geografische Grenzlinien (bewusst maßstablos) aus Sprachkarten entnommen und in Form von fünf Skulpturen auf dem Flugdach des Fahrradabstellplatzes installiert. Ergänzt werden sie durch ein Institutsschild im Bereich der Freitreppe, das 56 Minderheitssprachen auflistet.