Ein Verweis auf die Zeitlichkeit von Architektur
Claudia Märzendorfer macht die Gangbereiche der BIG Conference-Ebene in der ehemaligen Konzernzentrale der BIG mit einer zarten Wandzeichnung als einen poetischen Ort der Veränderung erfahrbar.
„Meine Arbeit besteht darin, den Terminus technicus ‚Wandabwicklung‘ visuell zu übersetzen, in Form einer Wandzeichnung, die sich die gesamte Länge des Ganges entlang zieht“, so die Künstlerin, „den Begriff Wandabwicklung verstehe ich hier buchstäblich, so als würde man die Wand – leicht versetzt – abrollen.“ Mit grauen Pigmenten, die sie mittels Pinsel direkt auf die Wände auftrug, verdoppelte sie die Ausnehmungen von Türen, Fenstern, Kanten, Elektrodosen, Lüftungsklappen, Ein- und Ausbuchtungen. Der Betrachter wird an den Staub von Baustellen erinnert oder an die Spuren, die abgehängte Bilder oder weggestellte Kästen hinterlassen. Die Wirkung des in seiner Form sehr heterogenen Ganges verdichtet sich, die abgewickelte Wand hinterlässt eine subtile, temporäre Spur.
Die Jury überzeugte Märzendorfers Entwurf durch seine Zurückgenommenheit, die mit vielen Klischees bricht. Die zurückhaltende, aber sehr spannende Arbeit gibt ihre volle Wirkung erst auf den zweiten Blick preis und bleibt somit über einen langen Zeitraum interessant.