Theatrum Sacrum – ÖJAB-Haus Johannesgasse, Maßnahmen 2013-2015


Im Inneren des denkmalgeschützten ehemaligen Ursulinenklosters und heutigen Studierendenwohnheim in der Johannesgasse 8 (1010 Wien) finden sich zahlreiche barocke Kunstgegenstände. Dazu gehört neben dem Antonio Vivaldi Konzert-Saal und einer historischen Klosterapotheke auch das einzigartige Theatrum Sacrum.

Es ist ein seltenes Beispiel eines Figurentheaters aus dem Spätbarock: insgesamt 41 prachtvoll gestaltete Wandnischen, ent­standen zwischen 1740 und 1780. Vor teils illusionistisch, teils ornamental gemalten Hintergrundbildern sind fast lebensgroße farbig gefasste Holzskulpturen zu sehen, die Szenen aus dem Leben der Heiligen darstellen. Die verglasten Vitrinen sind über drei Stockwerke im ehemaligen Klausurtrakt des Klosters verteilt.

Das Gebäude wird heute von der ÖJAB, einer der größten gemeinnützigen Heimträgerorganisationen in Österreich, als Studierendenwohnheim vor allem für Musik- und Kunst-Studierende genutzt. Die barocken Kunstgegenstände dienen somit den nächsten Generationen junger Künstlerinnen und Künstler als Inspiration.

Als erste Maßnahme zur Erhaltung dieses einzigartigen Gesamtkunstwerks wurden die stark verstaubten und von Schimmelpilz befallenen Vitrinen 2013 im Zuge der Generalsanierung des Gebäudes gereinigt, gefährdete Bereiche mit Japanpapier geschützt und mit einer Befeuchtungsanlage zur Sicherung eines stabilen Raumklimas ausgestattet.

In einem zweiten Schritt wurde eine besonders stark beschädigte Wandnische, die die Figur des Hl. Franziskus von Borgia zeigt, durch das Bundesdenkmalamt (BDA) restauriert. Sie diente als Musterprojekt für alle weiteren Nischen, die in den Folgejahren im Auftrag der BIG restauriert wurden. Die Vitrine befindet sich im 2. Stock des ehemaligen Klosters, das 1966 zum Studentenwohnheim der Hochschule für Musik und darstellende Kunst umgebaut worden war. Dargestellt ist der Jesuitenheilige Franziskus von Borgia (geb. 1510), auf einem Wolkenband schwebend. Neben ihm befindet sich ein Engel, der einen Schädel mit einer Krone in Händen hält – Attribute des Heiligen, die seinen Verzicht auf weltliche Macht symbolisieren.

Das BDA reinigte die Oberflächen der Skulptur, setzte abgebrochene Teile wieder an, kittete und retuschierte Fehl­stellen. Auch das Hintergrundgemälde auf Leinwand konnte wiederhergestellt werden. Vor Ort konserviert wurde die Wandmalerei, die eine ornamentale Vorhangmalerei mit baldachinartiger Bekrönung auf blauem Hintergrund darstellt.

Im Anschluss ließ die BIG in den Jahren 2014 und 2015 drei weitere Vitrinen in unmittelbarer Nähe der musterrestau­rierten Vitrine sanieren. In diesen sind der Hl. Aloysius von Gonzaga (1568-1591, Patron der Studenten und der Ju­gend), der Hl. Camillus de Lellis (1550-1614, Patron der Kranken und Krankenpfleger) und der Hl. Ignatius von Loyola (1491-1556, zentrale Figur aller Jesuitenheiligen) dargestellt.