Unterwegs ins zweite Leben


Dem Neubau des Biologiezentrums für die Universität Wien musste eine große Pappel weichen – sie wird nun Hauptdarstellerin in Vivarium, einem maßgeschneiderten Kunstprojekt von Mark Dion.

Der „tote“ Baum wurde vorsichtig mitsamt seinem großen Wurzelstock von der Bau­stelle abtransportiert und wird nun in naturnaher Umgebung gelagert. Dort können sich während der Bauzeit Moose und andere Kleinstpflanzen oder sogar -lebewesen an ihm ansiedeln, deren Lebenszyklus den sich langsam zer­setzenden Baum wiederbelebt.

Nach Baufertigstellung bekommt der Baum dann schließlich seinen großen Auftritt im Foyer des Biozentrums: in einem Schau­terrarium können Besucher, Studierende und WissenschafterInnen den langsamen Prozess der Zersetzung und Transmutation in diesem in sich geschlossenen Ökosy­stem beobachten.

Der fortwährende Zerfall des Baumes und seine Erneuerung machen Natur als komplexes System begreiflich und fördern das Verständnis für die Prinzipien des Lebens und der Evolution. Mark Dions Entwurf nimmt also einerseits Bezug auf die Biologie selbst, das ständige Werden und Vergehen im Kreislauf der Natur. Der Name seines Projekts soll aber auch be­wusst an das historische Vivarium in Wien erinnern – jene Forschungseinrichtung, an der zu Beginn des 20. Jahrhunderts Bio­logie- und Medizingeschichte geschrieben wurde und an dessen Existenz heute nur noch ein Straßenname im Prater hinweist.