Menschentorsi – Institutsgebäude TU Wien


Im Arkadengang zur Wiedner Hauptstraße der Technischen Universität Wien befindet sich die Bronzeplastik Menschentorsi (1983/93) des griechisch-österreichischen Künstlers Joannis Avramidis.

In seinem gesamten Werk beschäftigt sich der Künstler mit dem Thema der menschlichen Figur. Inspiration und Vorbilder sind für ihn die Proportionslehre des antiken Griechenlands, die italienische Renaissance sowie die Künstler Paul Cézanne, Constantin Brâncuși, Fernand Léger, Oskar Schlemmer und Fritz Wotruba. Seine Kunstwerke sind Ergebnisse der Suche nach einer zeitlosen Formensprache. Menschliche Körper wurden mathematisch-räumlich bearbeitet und anschließend ein konstruktives System für ihren Aufbau entwickelt.

Die einzelnen Elemente der Menschentorsi entwickeln sich wie Säulen aus einer Masse heraus. Alles Zufällige und Individuelle ist eliminiert, während die einzelnen Körperabschnitte durch Rundungen und ihr Volumina deutlich erkennbar bleiben. Ohne Geschlechtsmerkmale werden seine Figuren zu entindividualisierten Gliedern einer kompakten Einheit.

Nach über 30 Jahren im Freiraum stehend und zu einem beliebten Tauben-Nistplatz geworden, war die Plastik stark restaurierungsbedürftig. 2023 konnte das Kunstwerk behutsam in sein ursprüngliches Erscheinungsbild zurückgeführt werden. Durch eine sanfte Reinigung, anschließende Patinierung, Auftragen einer schützenden Wachsschicht sowie der Wiederherstellung des Sockels und eines raffinierten Taubenabwehrsystems kann Menschentorsi wieder in seiner statischen Ruhe wirken.

Avramidis (1922-2016) wurde in Batumi am Schwarzen Meer (UdSSR) als Sohn griechischer Eltern geboren. Er studierte von 1945-1949 Malerei an der Wiener Akademie der Bildenden Künste in der Klasse von Robin Christian Andersen und von 1953-1956 in die Klasse von Fritz Wotruba. Von 1968-1992 war er Professor an der Akademie für bildende Künste in Wien und Leiter der Meisterschule für Bildhauerei.

Bekannt ist Avramidis vor allem für seine Plastiken aus Bronze. Viele seiner zum Teil lebens- und überlebensgroßen Arbeiten sind im öffentlichen Raum zu finden, unter anderem in Wien, Berlin, Hamburg, München und Athen. Er zählt zu den wichtigsten Protagonisten der österreichischen Bildhauerei.