Zwei Fragen an Isabella Kresse


Für die BIG haben Sie eine Zeichnung geschaffen, die sich wie ein Netz über die Gänge zieht. Mit einfachen Mitteln erzeugen Sie eine starke perspektivische Raumvorstellung. Appellieren Sie damit auch auf einer geistigen Ebene an die Möglichkeit von Perspektiven?

Ich mag es, wenn Dimensionen verschoben werden. Auch im Alltag. Ich wollte den Raum in den Gängen für die Menschen öffnen, die dort arbeiten. Ich zeichne sehr viel, auch viel Architektur und versuche die Zeichnungen immer weiter zu reduzieren, sodass das Wesentliche bleibt. Es ist dieser Gullivers-Reisen-Effekt, der sich in der BIG einstellt.

In ihrer künstlerischen Arbeit haben Sie sich mit Dekodierung von Schrift beschäftigt und dazu eigene Relieftechniken auf Papier entwickelt. Dann haben Sie aber auch zum Gedenken an die erste österreichische Frauenministerin Johanna Dohnal in Wiener Parks Birken gepflanzt. Wie passt das zusammen?

Alles ist kodiert: Der öffentliche Raum, Film, Architektur. Nachdem ich an der Übersetzung von solchen Codes gear­beitet und auch eigene Schriftsysteme entwickelt habe, ist der Schritt mit der Kunst in den Beobachtungsraum nur folgerichtig. Die Arbeiten gehen alle ineinander über und sind ortsspezifisch konzipiert. Nachdem ich zum Beispiel für eine Arbeit die Schrift aus einem John Carpenter-Film ausgeschnitten habe, taucht sie wieder bei meiner „Wortspende“ für die BIG ART-Bauzaunplanen auf.