Sammlung und Archive. Vom Umgang mit den Dingen Eine Ausstellung von Studierenden der Abteilung Ortsbezogene Kunst der Universität für angewandte Kunst. Mit Beiträgen von Rosa Andraschek, Christian Christiansen, Lara Erel, Natalia Gurova, Konstanze Horak, Sissi Petutschnig, Michael Plessl, Julian Siffert, Anna-Sophia Unterstab, Tsai-Ju Wu. Entstanden im Rahmen der gleichnamigen Lehrveranstaltung von Georgia Holz. Museen und Sammlungen sind Speicher für unser kulturelles Gedächtnis, aber sie scheinen in die Krise gekommen zu sein angesichts unseres digitalisierten Zeitalters. Sie sind Orte des Exponierens, aber gleichzeitig praktizieren sie umfassende Berührungsverbote und entziehen die Dinge ihrer ursprünglichen Funktion. Im Rahmen regelmäßiger Field Trips zu Museen und Sammlungen in Wien sind wir im Rahmen der Lehrveranstaltung der Frage nachgegangen, welchen epistemologischen Effekten Dinge und Objekte in Folge ihrer musealen Ästhetisierung, Institutionalisierung und Klassifizierung ausgesetzt sind und wie sie sich diesen Mechanismen widersetzten können. Inwiefern können künstlerische Strategien als produktive Störfaktoren in Sammlungen und Archiven agieren, um die Handlungsmacht der Dinge zu thematisieren, mit hegemonialen Narrativen zu brechen und blinde Flecken produktiv zu machen.
Urban Explorations – Field trips to public art / spaces Städte sind weitgehend gestaltet, und innerhalb des städtischen Gefüges ist die Kunst allgegenwärtig. Während gewisse künstlerische Arbeiten fest in der kollektiven Wahrnehmung der Stadt verankert sind und damit öffentliche Aufmerksamkeit genießen – in Wien etwa Rachel Whitereads Holocaust-Mahnmal am Judenplatz – bleiben andere beinahe unbemerkt oder sind nicht leicht als Kunstwerke zu erkennen. Dazu zählen Interventionen oder Gestaltungen, die sich oft nur temporär oder subtil in einen urbanen Kontext einschreiben – zum Beispiel die in den Farben der Euro-Banknoten gehaltenen Fassaden am Wiedner Gürtel, Projekt 2 für den Erste Campus von Marcus Geiger. Als aufgrund von Modernisierungs- und baulichen Erweiterungsmaßnahmen am Flakturm im Esterházypark Lawrence Weiners Wortskulptur SMASHED TO PIECES (IN THE STILL OF THE NIGHT) entfernt und dabei zerstört wurde, löste dies eine hitzige Debatte aus. Das Werk hatte den Flakturm seit 1991 gekennzeichnet und den Ort zu einem Wahrzeichen von Wien gemacht. Seine Zerstörung warf die heikle Frage auf, wie mit Kunstwerken umzugehen ist, die speziell für einen Ort konzipiert und geschaffen wurden, wenn dieser Ort selbst Veränderungen unterliegt. Wie können diese Werke gerettet, archiviert, gesammelt werden? Oder werden sie, aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen gelöst, völlig obsolet? Können sie in einen neuen Kontext übertragen werden, und wenn ja, wie? Unsere wöchentlichen Exkursionen führten uns zu prominenten und weniger bekannten Beispielen von Kunst im öffentlichen Raum und Kunst am Bau. Wir erkundeten verschiedene Arten von Gebäuden und Orten und unter Berücksichtigung der oben erwähnten Fragen betrachteten wir sie aus der Perspektive der Begrenztheit und Veränderlichkeit, der Erhaltung, Veränderung und des Verfalls. Dieses Zine besteht aus 10 Postern, die von den Teilnehmer*innen des Kurses entworfen und gestaltet wurden und unsere Einblicke und Entdeckungen widerspiegeln. Yu Isogawa, Miki Okamura und Felix Schwentner entwarfen ein Übersichtsplakat mit grundlegenden Informationen zu einer Auswahl der von uns besuchten Orte. Ana Mumladze beleuchtet in einem Podcast die Kunst im öffentlichen Raum in Wien und unter anderem das Nachleben von Kunstwerken, wenn sich ihre Umgebung wesentlich verändert. Der Besuch der Gedenkstätte am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers in Gusen und der Rundgang durch das Tunnelsystem „Bergkristall“ werden in Postern von Rosa Andraschek und Oskar Enetjärn präsentiert, während Gregory Desneux die umstrittenen Fayencen „die Kontinente“ von Maître Leherb in der ehemaligen Wirtschaftsuniversität thematisiert. Bart Houwers ließ sich von Werner Würtingers Intervention „24 Stunden glühen“ an der Glasfassade der Technischen Universität inspirieren, die zu jeder Zeit einen warmen Sonnenuntergang zu reflektieren scheint. Unser Besuch des Erste Campus, wo uns Direktorin Kathrin Rhomberg auf einem Rundgang eine Einführung in die Sammlung gab, inspirierte Mariya Tsaneva dazu, sich näher mit Kunst am Bau in ihrem Heimatland Bulgarien auseinanderzusetzen. Ilena Sophia Trump war von Olafur Eliassons „Yellow Fog“ fasziniert und widmete ihr Poster diesem Werk, und Sissi Petutschnig war ziemlich überrascht von dem Eindruck, den Karl Prantls unbetitelte Steinskulptur neben dem Juridicum bei ihr hinterließ. Sie griff trotzdem das ungewöhnliche Aussehen auf und spiegelt die organische Form in ihrem Poster wider. Das Poster von Kim Gubbini und Emma Kaufmann-LaDuc ist von ihrem Interesse an der Präsenz der weiblichen Figur im öffentlichen Raum geprägt, während Elizaveta Kapustina eine Reihe von Eindrücken, die sie auf unseren Exkursionen mit einer Mikrokamera festgehalten hat, zu einer fast abstrakten Komposition verschmelzen lässt.